Wissen Sie eigentlich, was in Ihren Produkten steckt? Woher die Materialien kommen, wie sie verarbeitet werden – und was nach dem Gebrauch damit passiert? Produkte einfach herzustellen reicht in einer globalisierten Welt, in der Transparenz und Nachhaltigkeit immer wichtiger werden, nicht mehr aus. Der Digitale Produktpass soll das ändern. Er ist kein bürokratisches Monster, sondern eine echte Chance. Eine Chance, Ihre Lieferkette sichtbar zu machen, Vertrauen bei Ihren Kunden zu schaffen und Ihr Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. Ab 2027 wird er zur Pflicht – und für viele Mittelständler zur digitalen Reifeprüfung. Wer frühzeitig vorbereitet ist, spart künftig Aufwand – und gewinnt Wettbewerbsvorteile.
Was ist der Digitale Produktpass der EU?
Der digitale Produktpass ist ein strukturierter Datensatz, der zentrale Informationen zur Nachhaltigkeit, Reparierbarkeit und Umweltverträglichkeit eines Produktes enthält – über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Er umfasst Daten von den Rohstofflieferanten über die Produktion bis hin zu Recycling und Entsorgung. Ziel ist es, die Kreislaufwirtschaft zu fördern, Transparenz zu schaffen und dem Verbraucher – z.B. durch einen QR-Code auf dem Produkt – eine informierte Kaufentscheidung zu ermöglichen.
Hintergrund: EU-Verordnung verpflichtet ab 2027
Die Europäische Kommission hat im Mai 2024 eine neue Ökodesign-Verordnung verabschiedet. Der darin verankerte digitale Produktpass wird ab 2027 für erste Produktgruppen wie Textilien, Batterien und Elektronik verpflichtend. Weitere Gruppen folgen ab 2026 über sogenannte delegierte Verordnungen. Der DPP wird für fast alle physischen Produkte gelten, auch für Komponenten und Vorprodukte.
Warum kommt der Digitale Produktpass (DPP)? Als Kernelement des Green Deal fördert der digitale Produktpass Transparenz und Nachhaltigkeit über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg. Er soll dazu beitragen, die europäische Wirtschaft umweltfreundlicher, ressourcenschonender und widerstandsfähiger zu machen.
Besonders betroffen sind Batterien, Textilien, Elektronikprodukte und der Bausektor – Bereiche mit hohen Umweltauswirkungen und großem Potenzial für die Kreislaufwirtschaft. Angesichts knapper Rohstoffe wird es immer wichtiger, Abfälle zu vermeiden, Rohstoffe zu schonen und Produkte länger nutzbar zu machen. Die DPP liefert dafür die notwendige Datenbasis – standardisiert, vergleichbar und entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand
Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bedeutet DPP vor allem eines: mehr Transparenz – intern und extern. Er kann die Recyclingfähigkeit von Produkten verbessern, hilft bei der Rückverfolgbarkeit und bietet neue Ansätze zur Effizienzsteigerung. Auch der illegale Abfallhandel kann gezielter bekämpft werden. Die Umsetzung bringt aber auch Herausforderungen mit sich: Die Erfassung und Verwaltung detaillierter Umwelt- und Produktdaten erfordert zusätzlichen personellen und technischen Aufwand. IT-Systeme müssen angepasst, Schnittstellen geschaffen und Prozesse digitalisiert werden. Für viele KMU erfordert dies Investitionen und eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den regulatorischen Anforderungen. Unser Rat: Rechtzeitig vorbereiten, Expertise einholen und die Einführung von DPP als Chance zur Digitalisierung begreifen – nicht nur zur Erfüllung von Compliance-Anforderungen, sondern auch zur Positionierung als nachhaltiges Unternehmen.
Was bedeutet das für Unternehmen und die IT-Branche?
Bereitstellung, Verwaltung und Abrufbarkeit von Produktinformationen
Unternehmen sind verpflichtet, Produktinformationen nicht nur bereitzustellen, sondern auch zentral zu verwalten und über eine einheitliche Datenbasis abrufbar zu machen. Dies erfordert eine konsistente und strukturierte Verwaltung aller relevanten Produktdaten, was häufig eine Umstellung der internen Prozesse und den Einsatz zentraler Product Information Management (PIM) Systeme erfordert.
Integration in bestehende IT-Systeme und Entwicklung sicherer Schnittstellen
Damit alle relevanten Produktdaten nahtlos fließen können, muss der Digitale Produktpass in bestehende Systeme wie ERP (Enterprise Resource Planning), PLM (Product Lifecycle Management) und SCM (Supply Chain Management) integriert werden. Unternehmen müssen sichere und leistungsfähige Schnittstellen (APIs) entwickeln, um Daten zwischen den verschiedenen Systemen auszutauschen und die Konsistenz der Informationen sicherzustellen. Moderne Integrationsplattformen unterstützen die zentrale Datenhaltung und -synchronisation und ermöglichen die nahtlose Integration neuer Technologien wie IoT oder Blockchain.
Zentrales EU-Register und Chancen für IT-Dienstleister
Ein zentrales europäisches Register wird in Zukunft alle Produktpässe speichern. Dies bietet IT-Dienstleistern die Chance, spezialisierte Plattformen und Lösungen für den Datenaustausch, die Integration und das Management von Produktpässen zu entwickeln und zu betreiben. Die Entwicklung solcher Plattformen erfordert Know-how in den Bereichen Datensicherheit, Interoperabilität und Skalierbarkeit, IT-Dienstleister können sich so als Partner für die Umsetzung regulatorischer Anforderungen und die Digitalisierung von Wertschöpfungsketten positionieren. Zu den verpflichtenden Angaben gehören:
- Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Wartung & Überholung
- Energieeffizienz, Materialeinsatz, Rezyklatanteil
- Gefahrstoffe, Produkt-/Verpackungsverhältnis
- Detaillierte Produktdaten über den gesamten Lebenszyklus
Mehr Nachhaltigkeit durch Einführung des digitalen Produktpasses
Die Einführung digitaler Produktpässe ist ein zentrales Element der neuen EU-Verordnung zur Förderung nachhaltiger Produkte. Schon ab 2026 wird der digitale Produktpass schrittweise für weitere Produktgruppen eingeführt – mit wachsendem Geltungsbereich in den folgenden Jahren. Ziel ist es, mit dem digitalen Produktpass umfassende Informationen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts bereitzustellen – von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Die Ökodesign-Richtlinie macht die Umsetzung des Digitalen Produktpasses für Hersteller bestimmter Produkte, einschließlich ihrer Zulieferer und Importeure, verpflichtend. Reparierbarkeit, Langlebigkeit der Produkte, Rückverfolgbarkeit und Transparenz entlang der gesamten Lieferkette stehen dabei im Vordergrund.
Mithilfe eines digitalen Zwillings sollen detaillierte Informationen zu jedem Produkt in interoperablen Formaten bereitgestellt werden – eine Herausforderung und Chance zugleich. Denn nur wer frühzeitig in die digitale Umsetzung des DPP investiert, kann Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette effizient gestalten und langfristig mehr Nachhaltigkeit erreichen. Bereiten Sie Ihre Systeme frühzeitig vor und positionieren Sie sich als digitaler Vorreiter im Nachhaltigkeitszeitalter. Systeme vorbereiten und den Digitalen Produktpass für Hersteller als Innovationstreiber nutzen. Denn der Digitale Produktpass kommt – und wird der neue Standard für Produktinformationen.
Der DPP verlangt von Unternehmen eine umfassende Standardisierung und Digitalisierung ihrer Produktdaten. Die Integration in bestehende IT-Landschaften und die Entwicklung sicherer Schnittstellen sind dabei ebenso entscheidend wie die Nutzung und Weiterentwicklung zentraler Datenplattformen – sowohl für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben als auch für die Erschließung neuer digitaler Geschäftsmodelle.