Mit dem Grad der digitalen Informiertheit und Informationsverfügbarkeit steigen auch die Ansprüche der Kunden und Nutzer: Preisinformationen sind auf Knopfdruck abrufbar und Angebote können jederzeit und überall umfassend verglichen werden. Neue Anbieter mit disruptiven Geschäftsmodellen erhöhen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich. Noch nie war es so einfach, neue Angebote auf den Markt zu bringen und etablierte Geschäftskonzepte auf den Kopf zu stellen.
AirBnB ist buchstäblich über Nacht aus dem Gemeinschaftswohnzimmer einer Studenten-WG entstanden und hat mit seinem Geschäftsmodell eine ganze Branche auf den Kopf gestellt. In Ländern, in denen UBER nicht reguliert wurde, sieht man kaum noch Taxis auf der Straße. Als das erste iPhone auf den Markt kam, feierte Nokia sein bestes Jahresergebnis. Beispiele wie diese zeigen die neue Realität: Langjährig etablierte Geschäftsmodelle können innerhalb kürzester Zeit obsolet werden. Was gilt es also zu beachten, um nicht von der digitalen Welt überrollt zu werden, um auch in Zukunft überlebensfähig zu sein?
1. Ein inspirierendes Leitbild als Nordstern und Wegbegleiter durch die digitale Transformation
Veränderungsprozesse sind eine Königsdisziplin und erfordern eine klare Orientierung für alle Beteiligten. Unternehmen, die ein starkes Bild ihrer eigenen digitalen Zukunft etablieren können und wissen, wo sie strategisch hinwollen, legen den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunftsfähigkeit. Eine inspirierende Vision bildet dabei nicht nur die Grundlage für strategische Entscheidungen, sondern dient – sofern sie im Einklang mit dem Wertesystem der Organisation steht – auch als treibende Kraft auf dem Weg der digitalen Transformation. Indikatoren für eine gute und inspirierende Vision sind intrinsisch motivierte Mitarbeitende und begeisterte Kunden.
2. Die eigene Ausgangssituation und das Umfeld verstehen
Eine gute Kenntnis der eigenen Ausgangssituation ist dabei unerlässlich. Nur wer seinen Ausgangspunkt kennt und ein Situationsbewusstsein entwickelt hat, wird auch eine tragfähige Strategie für die eigene Geschäftsmodelltransformation finden. Situatives Bewusstsein bedeutet, ein umfassendes Verständnis von Wettbewerbern und externen Einflüssen zu haben, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen, Technologie- und Markttrends im Blick zu haben und insbesondere ein fundiertes Wissen über die eigenen Kunden und deren Wünsche zu besitzen.
3. Den Kunden in den Fokus nehmen
Ich bin der festen Überzeugung, dass in Zukunft nur diejenigen Unternehmen erfolgreich sein werden, die es schaffen, ihre Wertschöpfungskette konsequent auf den Kunden auszurichten. Es geht nicht mehr nur darum, die Erwartungen der Kunden zu erfüllen, sondern sie zu übertreffen und den Kaufprozess zu einem besonderen Erlebnis zu machen. Dies gilt sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich. Im Wettbewerb um den Kunden erwartet der Käufer heute das Besondere, er wird immer wieder überrascht und begeistert.
Beispiele für gut gestaltete Customer Journeys gibt es viele. So erfahren Kunden von Lieferando oder DHL in Echtzeit, wo sich ihr Essen oder Paket gerade befindet und wann es voraussichtlich ankommt. Unternehmen, die ihre Kunden konsequent in den Mittelpunkt stellen, nutzen Daten aus ihren Prozessen und wandeln sie so weit wie möglich in Kundenerlebnisse um. Sie schaffen Transparenz über ihre Prozesse und bringen Dienstleistungen und Produkte näher zum Kunden. Sie denken in innovativen Lösungen für ihre Kunden statt in Absatzmärkten für ihre Produkte.
4. Steuerung und Führung
Die digitale Transformation trifft im Unternehmen oft auf Widerstände. Dabei ist die Spannbreite an Gründen vielfältig, beginnend bei der Trägheit, Altgewohntes loszulassen, bis zur Unsicherheit über das eigene Fortbestehen im Unternehmen, wenn der digitale Fortschritt Einzug erhält. Organisationen, die es schaffen ihre eigenen Kräfte zu vereinen und gemeinschaftlich voranzugehen, meistern den digitalen Wandel nachvollziehbarerweise erfolgreicher.
Wichtige Faktoren für den Erfolg sind dabei u.a.:
- Mündige Führungspersönlichkeiten, die das Unternehmen souverän durch die Transformation führen können.
- Eine Organisationsstruktur, die Handlungsfreiräume für dezentrale Einheiten schafft.
- Ein starkes TMO (Transformation Management Office), dass den Veränderungsprozess durch kompetentes Change Management unterstützt.
5. Innovationsprozess etablieren
Um nicht erneut in die Starrheitsfalle zu geraten, sollte das eigene Neuerfinden fester Bestandteil des neuen, digitalen Selbst werden. Mit einem iterativen Innovationsprozess, wie z.B. Design-Thinking wird die Kundenzentrierung beständig fortgeführt und damit zum festen Bestandteil der eigenen Unternehmensphilosophie.
Ist der Innovationsprozess erfolgreich installiert, werden Lösungen neu gedacht bevor sich die Sättigung durch sinkende Umsätze und Gewinne bemerkbar macht.
Zukunft braucht Mut zur Veränderung
Die digitale Transformation stellt Unternehmen vor große Herausforderungen – aber auch vor große Chancen. Wer heute erfolgreich sein will, darf sich nicht auf bewährten Geschäftsmodellen ausruhen. Die Geschwindigkeit, mit der sich Märkte und Kundenbedürfnisse verändern, erfordert ständige Anpassung und Innovationsbereitschaft.
Entscheidend ist, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen, Veränderungen als Chance zu begreifen und eine Kultur zu schaffen, die Veränderungen aktiv fördert. Führungskräften kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Sie müssen Orientierung geben, Ängste nehmen und Teams befähigen, neue Wege zu gehen.
Unternehmen, die diese Grundsätze beherzigen, werden nicht nur überleben, sondern langfristig erfolgreich sein. Denn eines ist sicher: Stillstand ist keine Option.