Mobiles Arbeiten – ich bin dann mal weg… oder doch nicht? Virtuelles Management von Projektteams

Mobiles Arbeiten ist nicht nur ein Trend. Schon vor Corona haben Teams gemeinsam an Projekten gearbeitet, ohne im selben Büro zu sitzen. Mobiles Arbeiten schafft Freiheiten, aber auch Herausforderungen. Während die einen von ihrem Arbeitgeber verlangen, von zu Hause aus arbeiten zu können, fürchten die anderen, den Anschluss zu verlieren. Die Corona-Pandemie hat Fakten geschaffen: Plötzlich musste jeder, dessen Job es zuließ, von zu Hause aus arbeiten. Auch wir bei der IT-P GmbH mussten uns mit der neuen Situation arrangieren. Zeitgleich mit dem Beginn des Lockdowns startete für ein paar Kolleginnen und Kollegen von uns ein neues Projekt, in welchem ich die Rollen Projektleitung und Product Owner übernahm. Mit einem Team, das sich nicht kannte und noch nie zusammengearbeitet hatte, da wir vorher in verschiedenen anderen Projekten tätig waren und wir nicht einmal am gleichen Standort arbeiteten. 

Wir mussten uns also etwas einfallen lassen, wie wir uns austauschen und ein Teamgefühl entwickeln konnten, obwohl wir uns gar nicht kannten. Kein gemeinsames Mittagessen, keine Witze im Büro, kein Smalltalk in der Kaffeeküche. Und kein „Zuruf über den Schreibtisch“, um schnell gemeinsam zu debuggen oder über gefundene Fehler in der Software zu sprechen. Es blieb zunächst bei unseren regelmäßigen Meetings. Daily, Sprint Planning, Retrospektiven, Product Review… die ganze Palette, die so ein Projekt mit sich bringt.

Doch schnell stellten wir fest: Das reicht nicht wirklich für den Austausch. Die Meetings sind fokussiert, im Daily berichtet jeder über seinen Stand und mögliche Herausforderungen. Aber ein echter Austausch, wie wir ihn früher im Büro hatten, der kam nicht zustande. Denn gerade das, was zwischendurch passiert, ist oft wichtig. Und dann kam uns die Idee: Wir brauchen ein „virtuelles Büro“. Und jetzt kommt der Teil, wo ganz viele Leute, die von dieser Idee hören, sagen: „Hm… und das geht? Ich glaube nicht, dass das für mich in Frage kommt.“ Da kann ich nur sagen: „Probiert es aus!“

Bei uns funktioniert das so: Morgens ab 9.15 Uhr öffnet ein Teammitglied das „Büro“. Wer das macht, ist nicht vorgeschrieben. Wer daran denkt, macht es einfach. Dann starten wir in unserem MS-Teams-Channel ein Meeting, an dem jeder teilnehmen kann, der Mitglied im MS-Teams-Channel ist. Wir beginnen immer mit dem Daily. Sobald das Daily vorbei ist, bleiben alle einfach in diesem Meeting. Es ist jedem freigestellt, ob er seine Kamera und sein Mikrofon anlässt. Wichtig ist, dass alle im Raum sind und ein Austausch jederzeit möglich ist. Und dieser Austausch findet statt und funktioniert sehr gut. Mittlerweile fühlt es sich so an, als würden wir zusammen in einem Büro sitzen. Aber dadurch, dass wir unsere Mikrofone stumm schalten, ist es viel entspannter als im „physischen Büro“.

Ein weiterer Vorteil ist, dass unser virtuelles Büro nicht wie ein reales Büro auf eine maximale Anzahl von Plätzen beschränkt ist. So sind auch alle Projektrollen (Entwickler, Projektleitung / Product Owner, Tester, Scrum Master) vereint, was die gesamte Projektarbeit noch einmal deutlich vereinfacht. Jeder bekommt alles mit. Der Product Owner kann sich einklinken, wenn Fragen von der Entwicklungsseite kommen. Die Tester können direkt mit den Entwicklern oder dem Product Owner sprechen. Wenn es Probleme mit der Infrastruktur gibt, können wir einen Admin in unser virtuelles Büro holen und gemeinsam nach der Ursache suchen. Die Entwickler teilen ihren Bildschirm über MS Teams, was zu einem sehr effizienten Pair Programming führt.

Durch unser virtuelles Büro haben wir einfach einen extrem guten rollenübergreifenden Austausch, den wir früher im Büro gar nicht hätten erreichen können. Dabei spielt es keine Rolle, dass unser Team über ganz Deutschland verteilt ist. Das virtuelle Büro war für uns die beste Entscheidung. Keiner der Projektbeteiligten kann sich vorstellen, ohne dieses Büro zu arbeiten. Manchmal müssen einfach kreative neue Wege gegangen werden, um mehr zu erreichen. Auch, wenn sie im ersten Moment vielleicht komisch klingen.

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